Aldifreida Vargasdottir
- Leiknir -
„Ah! Endlich bist du aufgewacht. Hast dir ne schöne Platzwunde am Kopf eingehandelt und kannst von Glück sprechen, dass ich dich gefunden hab, Bürschchen.“
Dein Kopf dröhnt, als würde er gleich zerspringen. Wohl um dies zu verhindern, ist ein fester Verband angebracht. Vor dir im dämmrigen Licht, das durch ein Fenster weiter hinten im Raum fällt, siehst du eine kleine Frau in einem grünen Kleid sitzen, die dich aufmerksam mustert. Deine Hände fühlen weiches Fell unter dir, du hörst das Rascheln von Stroh und riechst den aromatischen Duft trocknender Kräuter – du befindest dich anscheinend bei einer Heilerin. Auf dem Krankenbett einer Heilerin, um genau zu sein. Denn neben deinem steht ein weiteres Bett, das größer und robuster gebaut ist und Platz für Zwei bietet. In einem Weidenkorb daneben schläft ein Säugling. An der Wand hängt ein schön geknüpfter Teppich, der Pferde und Pflanzen zeigt und der Stube einen Hauch von Farbe gibt.
Die Heilerin hat anscheinend deinen fragenden Blick richtig gedeutet. „Mein Name ist Aldifreida Vargasdottir, und du setzt dich erst mal am besten auf. Hast zwei Nächte durchgeschlafen und musst sicher ziemlich hungrig sein.“ Freudig knurrt dein Bauch. Aldifreida ist derweil an die Feuerstelle getreten, wo aus einem gusseisernen Topf Suppe geschöpft wird.
Warm und gut rinnt dir die kräftige Brühe die Kehle hinunter.
Derweil schweift dein Blick im Inneren herum. Groß ist es hier nicht, eine Leiter führt unters Dach, von wo die aromatischsten Düfte kommen.Ein Tisch, eine Bank, mehrer Stühle und zwei Truhen. Trotzdem finden sich hie und da Kräuter und auch Werkzeuge, die wohl der Herr des Hauses benötigt. Auch einige Waffen und ein schöner Schild hängen über dem Eingang.
Schließlich bist du gesättigt. Aldifreida blickt dich musternd an. „Du siehst schon viel kräftiger aus. Wollen mal sehen, wie lange du dich auf den Beinen halten kannst. Los, raus aus dem Bett und geh ein paar Schritte vor die Türe. Hast die Sonne schon länger nicht mehr gesehen.“
Draußen erwartet dich erst einmal ein gut gepflegter Gemüse- und Kräutergarten. Auch ein zweites Gebäude siehst du – Scheune, Lager oder Werkstatt mag sich darin verbergen. Eine Schar Hühner läuft vorbei und unter dem mit Gras bewachsenen Dach hervor kommt ein Maunzen. Anscheinend wurde dein Erscheinen auch noch von anderen bemerkt.
Die Heilerin führt dich weiter auf den Hof hinaus. Wiesen grenzen an, in deinem Rücken erstreckt sich ein Wald und ein kleiner Bach speist einen Weiher, an dem gerade ein paar Schafe saufen. Angetäut am Ufer dümpelt ein kleines Boot, mit dem man den Bachlauf in den Wald hinein folgen könnte, das man zur Not aber auch über Land tragen kann.
„Jomesch! Schau mal, unser Gast ist aufgewacht!“ ruft die Heilerin frohgemut zu dem Mann, der zur Bestätigung nickt und dir grüßend zuwinkt, aber gleich zu fluchen anfängt, weil das Schaf den kurzen Augenblick zu einem Ausbruchversuch genutzt hat. Doch schnell ist es wieder im Schwitzkasten und muss die restliche Wolle lassen. Ein Mann – offenbar der Ehegatte – ist bei den Schafen am Werk und gerade über ein braunes Schaf gebeugt um es zu scheren. Strampelnd wehrt sich das Vieh, doch nützt es ihm nichts – der Wollhaufen am Boden wächst immer weiter.
„Wir züchten hier dunkle Schafe.“ Erklärt dir Aldifreida. „Die beste braune Wolle, die du finden kannst.“
Dein Blick bleibt an dem weißen Schaf in der Mitte und einigen weißen Stellen bei anderen Schafen hängen. „Jaja, ich weiß. Is ein Versprechen, dass ich ner komischen Frau damals in den Drachenlanden geben musste. Fünf weiße Schafe zu haben – wenn bloß die Drecksviecher sich nich schneller Paaren würden, als wir sie kastrieren können. Aber nunja – ein Wort ist ein Wort!“
Mittlerweile geht das Herumlaufen auch wirklich besser und die Kraft scheint dir in die Glieder zurück zu kehren. Einen Tag wirst du die Gastfreundschaft der kleinen Familie wohl noch in Anspruch nehmen, aber du bist zuversichtlich, bald wieder unterwegs in Fjoreholm zu sein.